Ein kurzer Halt auf einem Spaziergang, eine kleine Verschnaufpause oder ein Ort für ein spontanes Gespräch mit Nachbarn: In Scheyern laden seit Kurzem neue Rastbänke dazu ein, innezuhalten und Gemeinschaft zu erleben.
Die Initiative dazu stammt von der Arbeitsgemeinschaft Menschen mit Handicap Scheyern, die mit dem Projekt nicht nur neue Sitzgelegenheiten schaffen, sondern auch einen wertvollen Beitrag zu Inklusion, Lebensqualität und sozialem Miteinander leisten möchte.
„Wir wollen mit den Rastbankerl die Lebensqualität für Seniorinnen, Senioren und Menschen mit Handicap sichern und verbessern. Gleichzeitig laden sie zu Bewegung im Freien ein, fördern damit die Gesundheit und schaffen Orte der Begegnung, um Kommunikation zu fördern und Einsamkeit vorzubeugen. Und nicht zuletzt machen sie Scheyern für Besucherinnen und Besucher attraktiver“, erklärt Judith Neumair, Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft.
Förderung durch LEADER – starke Unterstützung für ländliche Projekte
Für die Umsetzung stellte die Arbeitsgemeinschaft einen Förderantrag bei der Lokalen Aktionsgruppe (LAG). Diese unterstützt mit dem EU-Förderprogramm LEADER Projekte, die zur nachhaltigen Entwicklung ländlicher Regionen beitragen. Die LAG entschied einstimmig, das Vorhaben zu fördern, und übernimmt 90 Prozent der Nettokosten für die ersten fünf Rastbänke. Dank dieser Unterstützung konnten die Bänke nun aufgestellt werden.
„Das LEADER-Programm steht seit über 30 Jahren für erfolgreiche Regionalentwicklung. Projekte wie das Rastbankerl zeigen, wie groß der Mehrwert ist, wenn Bürgerinnen und Bürger gemeinsam ihre Heimat gestalten“, betont die LAG.
Handwerk, Nachhaltigkeit und Engagement: Ein Projekt aus der Region für die Region
Das Projekt ist ein Paradebeispiel für gelungenes Zusammenspiel von Bürgerschaft, Handwerk, Wirtschaft und Gemeinde. Besonders hervorzuheben ist das enorme Engagement der Zimmerei Gerlsbeck, die nicht nur die Fertigung der Bänke übernommen hat, sondern auch einen erheblichen Eigenanteil an Material und Arbeitsleistung beigetragen hat. Die Bänke wurden in der Werkstatt der Zimmerei in liebevoller Handarbeit gefertigt – mit viel Erfahrung, regionalem Holz und großem Einsatz. Unterstützung erhielt Gerlsbeck dabei von der Unternehmensgruppe Seizmeir aus Mitterscheyern, die ebenfalls maßgeblich an der Herstellung beteiligt war.
Ein besonderes Augenmerk lag auf nachhaltiger Materialverwendung: Für die Sitzflächen wurde Holz alter Eichen aus der Gemeinde Scheyern genutzt. Diese Bäume mussten im Zuge einer Bauerschließung ohnehin gefällt werden – durch ihre Weiterverwendung erhalten sie nun ein zweites Leben und tragen zu einem nachhaltigen Projekt bei. Auch die Betonfundamente der Bänke wurden in Eigenleistung gegossen, was den regionalen und gemeinschaftlichen Charakter des Projekts zusätzlich unterstreicht.
Hohe Spendenbereitschaft und Unterstützung aus der Bevölkerung
Die Resonanz aus der Bevölkerung war überwältigend: Auf den Aufruf, Standortvorschläge einzureichen oder zusätzliche Bänke zu spenden, meldeten sich zahlreiche Bürgerinnen und Bürger. Für weitere zwölf Bänke liegen bereits Spendenzusagen vor, die nach und nach an geeigneten Orten aufgestellt werden.
Nicht alle Standortwünsche konnten erfüllt werden – in manchen Fällen fehlte die Zustimmung privater Grundstückseigentümer. Die meisten Rastplätze befinden sich daher auf Gemeindegrund. Ein besonderer Dank gilt der Gemeinde Scheyern und allen Grundstücksbesitzern, die ihre Flächen für das Projekt zur Verfügung gestellt haben.
Bürgermeister Sterz packt mit an und bedankt sich persönlich
Dass das Projekt weit über eine reine Infrastrukturmaßnahme hinausgeht, zeigte sich auch am Tag der Montage: Scheyerns 1. Bürgermeister Manfred Sterz nahm sich bewusst Zeit, um beim Setzen der Bänke persönlich vor Ort zu sein. Er nutzte die Gelegenheit, allen beteiligten Organisationen, Unternehmen und Ehrenamtlichen seinen Dank auszusprechen und würdigte das Projekt als „ein Beispiel für gelebten Zusammenhalt und Verantwortung in unserer Gemeinde“.

Auf dem offiziellen Foto zur Bankerl-Aktion sind neben Bürgermeister Sterz auch der zuständige Gemeindemitarbeiter, Judith Neumair von der Arbeitsgemeinschaft, drei Mitarbeitende der Zimmerei Gerlsbeck inklusive Inhaber Miguel Pérez Taboada sowie ein Mitarbeiter der Firma Seizmeir zu sehen.
Patenschaften, digitale Meldungen und nachhaltige Pflege
Jede Bank wird künftig von einer Patin oder einem Paten betreut, die sich um kleinere Instandhaltungsarbeiten kümmern und eventuelle Schäden melden. Unterstützt wird dieses Konzept durch moderne Technik: Die Scheyerer Firma Cloud Item stellt ihr digitales Geniocity Parkmanagement kostenlos zur Verfügung. Über QR-Codes, die an jeder Bank angebracht werden, können Bürgerinnen und Bürger künftig Schäden oder Verunreinigungen direkt mit dem Smartphone melden. Die Schilder mit den QR-Codes werden in den kommenden Wochen angebracht.
Ein starkes Zeichen für Zusammenhalt und Lebensqualität
Die neuen Rastbänke sind weit mehr als nur Sitzgelegenheiten. Sie sind Ausdruck einer aktiven Bürgerschaft, engagierter Handwerksbetriebe, tatkräftiger Unternehmen und einer unterstützenden Gemeinde. Sie stehen für Nachhaltigkeit, Inklusion, Begegnung und Lebensqualität.
„Dieses Projekt zeigt, was möglich ist, wenn viele Akteure – Bürgerinnen und Bürger, Gemeinde, Vereine, Handwerksbetriebe und Unternehmen – gemeinsam ein Ziel verfolgen“, sagt Judith Neumair. „Die Rastbankerl sind ein Symbol für Zusammenhalt, Engagement und gelebte Solidarität – und sie machen Scheyern ein Stück lebenswerter.“
Hintergrund: LEADER-Förderprogramm
LEADER steht für „Liaison entre les actions de développement de l'économie rurale“ – zu Deutsch: „Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft“. Seit über 30 Jahren unterstützt das EU-Programm regionale Akteure dabei, ihre Heimat selbstbestimmt weiterzuentwickeln. In Bayern ist LEADER eine echte Erfolgsgeschichte: Es aktiviert die Zivilgesellschaft, fördert nachhaltige Projekte und sorgt für langfristig wirksame Impulse im ländlichen Raum.
Text und Bild: Michael Matthes
















